Donnerstag, Dezember 05, 2002

Im Nebel geboren

Der Tag ist grau und der Nebel zieht mit seinen dichten feuchten
Schwaden über das Land.

Innerhalb eines mit mir wandernden Kreises kann ich noch ein wenig
erkennen was mich umgibt. Doch alles andere verschwindet hinter
einer Nebelwand die mich umschliesst, mich nicht sehen lässt.

Ich laufe weiter und beginne zu rennen, wie von selbst schlage ich
den Weg zum Wald ein. Magisch angezogen kann ich mich nicht dagegen
wehren. Heute ist es besonders unheimlich und zugleich gibt der
Nebel dem Wald seine Ruhe und seinen Frieden zurück.

Still lehne ich mich an dem Baum, rutsche an ihm zu Boden und ziehe
die warme Decke aus ihrem Versteck. Ich decke mich mit ihr zu,
kuschel mich in sie und schlafe ein. Die Träume des Baums begleiten
meinen unruhigen Schlaf.

Immer wieder schrecke ich hoch, eine unbegründete Furcht duchdringt
mich, steigt langsam in mir hoch. Unentschlossen steh ich auf und
fröstel. Meine Decke ist verschwunden, irgendjemand hat sie sich
geholt.

Aus reiner Gewohnheit kletter ich in den Baum, weit nach oben in die
Spitze, wo mich die Äste gerade noch so tragen. Der Nebel umgibt
mich völlig und ich kann nichts mehr sehen. Dennoch bleibe ich oben
und mache es mir weitgehend gemütlich.

Ich warte nun schon seit langer Zeit hier oben; jedesmal wenn der
Nebel kommt, zieht es mich in den Wald, zieht es mich zu diesem
Baum. Und jdesmal finde ich diese Decke, kletter in den Baum und
bade im Nebel. Lange versuchte ich es zu verstehn, aber nun geniesse
ich es nur noch.

5.12.2002
© Sean Dimitjana

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